Jung trifft alt auf dem Arbeitsmarkt – wie gestalten wir das Miteinander? Oder wie man es auch bezeichnet: Generationenmanagement. Doch was bedeutet es eigentlich? Und warum ist das Thema relevant?

Die jetzige Situation auf dem Arbeitsmarkt ist eine besondere: Vier Generationen treffen aufeinander. In der Wissenschaft werden diese als Babyboomer (ca. 1956 – 1964), Generation X (ca. 1965 – 1979), Generation Y (ca. 1980 – 2000) und Generation Z (ca. 2001 – 2019) bezeichnet. Und warum? Wir ordnen Menschen aus unterschiedlichen Jahrgängen bestimmten Generationen zu, da sie ähnliche Erfahrungen und prägende Ereignisse teilten. Diese beeinflussen dann das eigene Handeln und die Wertvorstellungen, welches gleichermaßen Auswirkungen auf unsere Arbeitseinstellung oder Führungsverständnis hat.

Hier liegt auch einiges an Konfliktpotenzial in der Arbeitswelt. Jüngere Menschen wünschen sich beispielsweise eine klare Trennung der beruflichen und privaten Zeit (Work-Life-Balance). Persönliche Verwirklichung ist ihnen sehr wichtig, die Arbeit ist zweitrangig. Bei den Generationen, die schon länger im Berufsleben stehen, dürfen die Grenzen gerne mal verschwimmen. Sie sind eher bereit, zusätzliche Arbeit zu übernehmen und haben gelernt, sich bestehenden Ordnungen anzupassen.

Doch wie bringen Arbeitgeber diese weit auseinander liegenden Vorstellungen jetzt zusammen?

©Andrea Piacquadio

Verständnis, Wertschätzung und Vertrauen schaffen

Die Zusammenarbeit verschiedener Altersgruppen bringt viele Chancen und Potenziale mit sich. Um dies zu erkennen, müssen die Menschen aufeinander zugehen und offen für einen Austausch sein. Dies gelingt, wenn wir das Verständnis untereinander fördern. Es ist wichtig, dass die verschiedenen Generationen mehr voneinander erfahren und die Werte der anderen sowie dessen Entstehungen verstehen. Hier können Workshops und Schulungen hilfreich sein, wie zum Beispiel Seminare für Ausbildungsleiter*innen, um die jüngeren Generationen besser zu verstehen und Stereotype abzubauen.

Um ein wertschätzendes und vertrauensvolles Arbeitsumfeld für alle Altersgruppen zu schaffen, können ebenfalls Maßnahmen zur Teamentwicklung beitragen. Spielerischen Übungen (Gemeinsamkeiten durch Aufstellungen finden: Einer trifft eine Aussage und die Mitarbeitenden ordnen sich im Raum entsprechend zu, z.B. Kaffee vs. Tee), welche als „Eisbrecher“ dienen, um Kolleg*innen besser kennenzulernen, bis hin zum Escape Room, bei dem Teams gemeinsam Aufgaben lösen, fördern das WIR-Gefühl. Ziel sollte immer sein, den Austausch anzuregen, die Zusammenarbeit zu reflektieren und Empathie füreinander zu schaffen.

Miteinander anstatt übereinander reden

Vielfältige Teams fordern eine aktive Gestaltung der Kommunikation. Wenn dies nicht geschieht, droht die Gefahr, dass bestimmte Handlungen nicht eingeordnet und eventuell missverstanden werden. In einer gelebten Fehlerkultur werden Fehler als Wachstumschance erkannt und Menschen eines Unternehmens ermutigt, diese offen mitzuteilen. Hier liegt großes Potenzial, um voneinander zu lernen und die Expertise sowie unterschiedliche Kompetenzen – aufgrund von Betriebszugehörigkeit, langjähriger Berufserfahrung oder digitalem Zeitalter, in welchem man geboren wurde – einzubringen. Ergänzt durch eine gelebte Feedbackkultur, ist die Weiterentwicklung und das Verstehen der anderen möglich.

Darüber hinaus ist es für altersübergreifende Teams ebenso wichtig, gemeinsame Werte für die Zusammenarbeit zu finden. Was ist jedem einzelnen Mitarbeitenden wichtig? Was brauchen meine Kolleg*innen, damit sie einen guten Arbeitstag haben? Insbesondere Führungskräfte müssen dazu befähigt werden, Bedürfnisse wahrzunehmen und Erwartungen einzuholen. Regelmäßige Gespräche mit Mitarbeitenden stellen ein geeignetes Instrument dar. Aber auch der Telefonhörer darf immer noch zur Hand genommen werden. Einfach anrufen und nachfragen, wie es anderen Menschen ergeht, hat nicht an Wert verloren und ist unser absoluter Geheimtipp 😉 – Das gilt auch für Kolleg*innen untereinander.

Lernen voneinander und miteinander

Lernen ist die Grundlage für persönliche Entwicklungen und der Treiber jeglicher Veränderung. Lebenslanges Lernen gibt Vertrauen und unterstützt uns, mit sozialen Dynamiken umzugehen. Dies funktioniert sogar schon in einer gemeinsamen Mittagspause mit inhaltlichem Mehrwert: „Lunch & Learn“. Eine Person aus dem Team (im Idealfall divers zusammengestellt) bringt einen kurzen Impuls zu einem ausgewählten Thema mit oder erzählt von der eigenen Arbeit. Kolleg*innen dürfen Fragen stellen und idealerweise entsteht ein lebendiger Austausch.

Mentoring und Tandems sind besonders beliebte Formate, um ältere und jüngere Mitarbeitende zusammenzubringen. Im Fokus steht immer, von den Kompetenzen der anderen lernen durch gezielten Wissenstransfer sowie bei Fragen, Herausforderungen und Entscheidungen zu unterstützen. Idealerweise entsteht eine vertrauensvolle, partnerschaftliche Zusammenarbeit, bei der sich beide Parteien gegenseitig beraten und voneinander lernen. Dies lockert ebenfalls den möglichen Konkurrenzdruck unter den Generationen auf und trägt zu einer Verbesserung der Unternehmenskultur bei.

Und zu guter Letzt: Auch wenn es manchmal schwierig ist und eine generationenübergreifende Zusammenarbeit viele Herausforderungen mit sich bringt, eine Investition in die genannten Maßnahmen lohnt sich. Es warten viele Erkenntnisse und das Kennenlernen neuer Welten auf Sie!