In den letzten Jahren sind Nachhaltigkeit und Digitalisierung zu entscheidenden Themen geworden, die die gesellschaftliche und wirtschaftliche Entwicklung prägen. Diese beiden Megatrends sind nicht nur unvermeidlich, sondern auch miteinander verknüpft. Die sogenannte “Doppelte Transformation”, oder auch „Zwillingstransformation“, beschreibt den gleichzeitigen Übergang zu einer nachhaltigeren und digitaleren Wirtschaft. Doch was bedeutet das konkret und wie können Unternehmen die Synergien aus der Kombination der Themen nutzen?

Nachhaltigkeit: Mehr als Umweltschutz

Nachhaltigkeit hat in den letzten Jahren enorm an Bedeutung gewonnen. Die Klimakrise, soziale Ungleichheit und Ressourcenknappheit sind globale Herausforderungen, die auch Unternehmen mittlerweile dazu zwingen, ihre Geschäftsmodelle zu überdenken und nachhaltige Ansätze zu entwickeln. Dabei geht es nicht nur um ökologische Aspekte wie die Reduktion von CO2-Emissionen oder den sparsamen Umgang mit Ressourcen, sondern auch um eine soziale Verantwortung, die Sicherstellung fairer Arbeitsbedingungen, die Förderung einer inklusiven Unternehmenskultur und auch um nachhaltiges, ökonomisches Denken und Handeln.

Digitalisierung: Ein Mittel zur Effizienzsteigerung

Parallel zur Nachhaltigkeit schreitet die Digitalisierung voran. Sie verändert unsere Arbeitsweise, unsere Kommunikation und sogar unsere Lebensweise. Eine erfolgreiche Digitalisierung kann komplexe Problemlösungen, aber auch die tägliche Arbeit vereinfachen, unterstützen und effizienter machen. Ein Beispiel, wie Dienstleistungsbetriebe von der Digitalisierung profitieren können, ist der Einsatz von digitalen Terminbuchungssystemen. Für Betriebe wie Friseursalons, Arztpraxen oder kleine Beratungsfirmen ermöglichen diese Systeme, dass Kund*innen Termine bequem online buchen, verschieben oder stornieren können. Dies reduziert den Verwaltungsaufwand, wodurch Mitarbeiter*innen entlastet und Wartezeiten für Kund*innen minimiert werden. Gleichzeitig bieten diese Systeme oft Kalenderfunktionen, die Doppelbuchungen verhindern und automatisierte Erinnerungen senden, sodass weniger Termine verpasst werden. Nun ist die Frage: Können digitale Tools Unternehmen auch dabei unterstützen, nachhaltiger zu werden?

Die Synergie von Nachhaltigkeit und Digitalisierung

Das Zusammendenken von Digitalisierung und Nachhaltigkeit wird im Rahmen des europäischen Green New Deals seit einigen Jahren vermehrt diskutiert. Es wird davon ausgegangen, dass Synergieeffekte erzielt und damit beide Themen gemeinsam erfolgreicher vorangetrieben werden können (Hofmann et al., 2023).

Eine kürzlich erschienene Studie zeigt, dass Vorreiterbetriebe in Deutschland den Einsatz von digitalen Technologien als zentrales Werkzeug zur Umsetzung von Nachhaltigkeitsmaßnahmen betrachten. So können beispielsweise intelligente Prozesse die Umweltauswirkungen einer Lieferkette nachverfolgen oder auch intern Hinweise geben, wo Mitarbeiter*innen oder Umwelt zu stark belastet werden. Zudem können auf unterschiedliche Weisen Einsparungen erzielt werden, wie zum Beispiel durch den Verzicht von Dienstreisen oder Fahrtwegen, durch den Einsatz von Videokonferenzen oder einer digital gesteuerten Haustechnik (Daheim et al., 2023). Abbildung 1 zeigt die größten Potentiale, die Betriebe laut des aktuellen nachhaltig.digital Monitors sehen.

Aber: Digitalisierung ist nicht per se nachhaltig

Digitalisierung allein führt jedoch nicht zwingend zu mehr Nachhaltigkeit. Digitale Technologien tragen schon aufgrund des Ressourceneinsatzes bei ihrer Herstellung, der Verwendung und der Entsorgung zu negativen Umweltauswirkungen bei. Außerdem können sich auch indirekte Effekte durch die Anwendung der Technologien einstellen. Konsum- oder Produktionsgewohnheiten können sich verändern, welche sich auch auf andere Bereiche positiv oder negativ auswirken (Bieser et al., 2020). Beispielsweise fördert die Umstellung auf ein papierloses Büro das Verhalten, weniger zu drucken (positiver indirekter Effekt). Gleichzeitig kann es aber dazu führen, dass mehr Dokumente digital erstellt und gespeichert werden, was zusätzliche Serverleistung beansprucht (negativer indirekter Effekt). Daher sollte der Einsatz von Digitalisierung zur Förderung von Nachhaltigkeit von Beginn an kritisch mitgedacht und ganzheitlich angegangen werden.

Unser Fazit

Die doppelte Transformation ist ein komplexer, aber notwendiger Prozess. Wer Digitalisierung und Nachhaltigkeit erfolgreich kombiniert, hat nicht nur die Chance, seine Effizienz und Wettbewerbsfähigkeit zu steigern, sondern kann auch als Vorreiter für eine nachhaltigere Wirtschaftsweise dienen.

Quellen:

Bieser, J., Hintemann, R., Beucker, S., Schramm, S., & Hilty, L. (2020). Klimaschutz durch digitale Technologien – Chancen und Risiken. Bitkom e. V. https://www.bitkom.org/sites/main/files/2020-05/2020-05_bitkom_klimastudie_digitalisierung.pdf

Daheim, C., Jöster-Morisse, C., Rampacher, J., Wintermann, O., & Wintermann, B. (2023). Unternehmen und Nachhaltigkeit: Zur Rolle von Digitalisierung und Unternehmenskultur – Einblicke in Praxis und Perspektiven von Unternehmen des Mittelstands in Deutschland. Bertelsmann Stiftung. https://www.bertelsmann-stiftung.de/de/publikationen/publikation/did/unternehmen-und-nachhaltigkeit-zur-rolle-von-digitalisierung-und-unternehmenskultur-einblicke-in-praxis-und-perspektiven-von-unternehmen-des-mittelstands-in-deutschland

Hofmann, J., Ricci, C., Kleinewefers, C., & Laurenzano, A. (2023). Doppelte Transformation: Metastudie – Synopse des aktuellen Forschungsstandes. Bertelsmann Stiftung. https://www.bertelsmann-stiftung.de/de/publikationen/publikation/did/doppelte-transformation

Quaing, J. (2023). DBU nachhaltig.digital Monitor 2022 – Twin Transition im Blick. Deutsche Bundesstiftung Umwelt. https://www.dbu.de/app/uploads/webdbunachhaltig-digital-2022-2.pdf