Kanban ist eine bewährte Methode zur Optimierung von Arbeitsprozessen und Projekten. Ursprünglich aus der Produktion stammend, hat sich Kanban mittlerweile in vielen Bereichen etabliert, um Transparenz zu schaffen und kontinuierliche Verbesserungen zu ermöglichen.

Was ist Kanban?

Kanban bedeutet wörtlich „Schild“ oder „visuelle Karte“. Es handelt sich um ein visuelles System zur Steuerung von Arbeitsabläufen, das darauf abzielt, Engpässe zu identifizieren und zu vermeiden. Durch die Visualisierung der Aktivitäten können schrittweise Veränderungen und Verbesserungen erreicht werden. Die Aufgaben für einen festgelegten Zyklus (meist zwischen 2 und 4 Wochen) werden definiert und auf einem Kanban-Board sichtbar gemacht.

Prinzipien von Kanban

  • Beginne mit dem, was du gerade tust: Veränderungen werden schrittweise und evolutionär vorgenommen, ohne den laufenden Prozess zu stören.
  • Anerkennung bestehender Strukturen und Prozesse: Der Wert bestehender Arbeitsweisen wird respektiert und berücksichtigt.
  • Kontinuierliche Verbesserung: Es wird auf kontinuierliche, kleine Verbesserungen gesetzt, anstatt auf radikale Veränderungen.
  • Rollen und Verantwortlichkeiten: Die bestehenden Rollen und Verantwortlichkeiten werden berücksichtigt und in den Prozess integriert.
  • Führung auf allen Ebenen: Jeder im Team wird ermutigt, Verantwortung zu übernehmen und aktiv mitzuwirken.

Das Kanban-Board als zentrales Arbeitsmittel

Ein zentrales Element der Kanban-Methode ist das Kanban-Board als Arbeitsmittel. Es besteht typischerweise aus den Spalten „To Do“, „Doing“ und „Done“. Aufgaben werden von links nach rechts durch die Spalten bewegt, was den Fortschritt sichtbar macht und Engpässe aufzeigt.

  • To Do: Aufgaben, die noch erledigt werden müssen.
  • Doing: Aufgaben, die gerade bearbeitet werden.
  • Done: Abgeschlossene Aufgaben.

Zusätzlich können weitere Spalten wie „Check“ für die Qualitätssicherung oder „Backlog“ für zukünftige Aufgaben hinzugefügt. „Backlog“ dient also als Aufgabenspeicher für den nächsten Zyklus.

Begleitende Meetingstruktur

Der Arbeitsprozess mit Kanban umfasst regelmäßige Meetings zur Planung, Priorisierung und Reflexion. Diese Meetings helfen, den Fortschritt zu überwachen und kontinuierliche Verbesserungen zu fördern.

  • Planungsmeeting: Auswahl und Verteilung der Aufgaben für den nächsten Arbeitszyklus.
  • Statusmeeting: Kurzes Update-Meeting ohne Diskussionen.
  • Reflexionsmeeting: Rückblick auf den Arbeitszyklus und Identifikation von Verbesserungspotenzialen.

Kanban – Chance und Herausforderung zugleich

Um Arbeitsprozesse mit Kanban besser zu strukturieren und mehr Transparenz im Team zu schaffen, ist ein gemeinsamer Lernprozess notwendig. Die Methode eignet sich besonders bei kurzfristigen Planungen, weniger bei langfristigen Aufgaben. Es sollte also immer ein überschaubarer Zeitraum als Zyklus betrachtet werden. Gerade am Anfang ist es durchaus herausfordernd, die richtige Granularität zu finden. In der gemeinsamen Reflexion sollte dies auch thematisiert und gemeinsam diskutiert werden. Zudem stoßen solche Veränderungen von Arbeitsprozessen auch auf Widerstände im Team, die es ernst zunehmen gilt.


Sie finden die Methode interessant und wünschen sich mehr Informationen, um ihre Arbeit im Betrieb durch solche Dinge agiler zu gestalten? Dann nehmen Sie gern Kontakt mit uns auf.

Nachhaltigkeit kann so einfach sein – mit Green Nudging nachhaltiges Verhalten fördern

Der Mensch ist ein Gewohnheitstier und verändert daher nur ungern sein Verhalten. Gute Vorsätze, wie mehr Sport zu treiben, die Treppe anstelle des Aufzugs zu nehmen, gesünder zu essen, den Müll besser zu trennen, sind zwar schnell formuliert, aber nur schwer umzusetzen. Diese Beispiele aus unserem Privatleben sind auch für Unternehmen relevant. Denn auch dort spielen Themen der Nachhaltigkeit, wie die Gesundheit am Arbeitsplatz und die Einsparung von Ressourcen, eine zunehmend wichtige Rolle. Ein nachhaltiger Betrieb mit gesunden Mitarbeiter*innen stärkt die Zukunftsfähigkeit in Zeiten des Fachkräftemangels und anderer externer Krisen. Daher stellt sich die Frage: Wie können Anreize im Betrieb geschaffen werden, sich gesünder und nachhaltiger zu verhalten?

Nudging als Möglichkeit zur Anreizsetzung

Das Konzept Nudging stammt aus der Verhaltensökonomie und wurde von Richard Thaler und Cass Sunstein begründet. Unter Nudges versteht man kleine Stupser, welche das Verhalten von Menschen positiv beeinflussen können. Wichtig dabei ist, dass diese ohne finanzielle Anreize oder Verbote gesetzt werden. Zudem muss die gewohnte Option als Alternative weiter vorhanden sein (Bremer Energie-Konsens GmbH, 2023).

Ein praktisches Beispiel aus dem Alltag: Die Lebensmittelampel, bekannt unter dem Namen „Nutri-Score“, zeigt anhand einer Skala von A bis E (grün bis rot) an, wie gesund ein Lebensmittel ist. Dies animiert dazu, zur gesünderen Option zu greifen, indem man bewusst auf den Aspekt der Gesundheit aufmerksam macht. Das bedeutet, dass die Gesundheitsinformationen eines Produkts leichter zu erkennen sind, ohne dass man die Informationen im Kleingedruckten lesen oder etwas über Ernährung wissen muss. Gleichzeitig handelt es sich nur um einen Hinweis. Es wird also niemandem verboten, ungesunde Lebensmittel zu kaufen und es entstehen auch keine finanziellen Vorteile durch die Wahl der gesünderen Alternative.

Erste Schritte zur Nachhaltigkeit mit Green Nudging

Nudging, das zur Förderung nachhaltigen Verhaltens Anwendung findet, wird als Green Nudging bezeichnet. Dieses erweist sich besonders für Unternehmen, die das Thema Nachhaltigkeit aufnehmen möchten und noch am Anfang stehen, als sehr interessant. Denn mit Green Nudging können gleich zwei Fliegen mit einer Klappe geschlagen werden: Es sensibilisiert Mitarbeiter*innen für Nachhaltigkeit und gleichzeitig setzt der Betrieb erste kleine Nachhaltigkeitsmaßnahmen um. Dabei kann Green Nudging in vielen Bereichen zum Einsatz kommen. Abbildung 1 zeigt Beispiele von Nudges zur Förderung verschiedener Nachhaltigkeitsaspekte auf.

Nudge-Entwicklung: Passende Nudges zum eigenen Unternehmen

Es gibt Green Nudges, die sich gleichermaßen in verschiedenen Unternehmen einsetzen lassen, um zu mehr Nachhaltigkeit beizutragen. So kann beispielsweise die Umstellung des Druckerstandards auf beidseitigen Druck ein Nudge sein, welcher in vielen Unternehmen gut einsetzbar ist, um Papier einzusparen.

Nudges können aber auch individuell entwickelt werden, um genau die Verhaltensweisen zu ändern, die die Nachhaltigkeit im eigenen Betrieb am stärksten beeinflussen. Diese sind von Unternehmen zu Unternehmen unterschiedlich und können in einem Nudge-Entwicklungsprozess bestimmt werden (Vetter et al., o.D.). Dies könnte beispielhaft wie folgt ablaufen:

© DDP @moino007

Das Team eines Bäckereibetriebs erörtert anhand von Kennzahlen sowie ihrem intuitiven Verständnis, in welchen Bereichen die Nachhaltigkeit und Wirtschaftlichkeit gestärkt werden können. Die Hauptherausforderung sehen sie im hohen Energieverbrauch, insbesondere der Backöfen, was zu hohen Stromkosten führt. Neben dem allgemeinen Betriebsaufwand und teils veralteter Öfen, führt auch das Verhalten des Personals dazu, dass der Strom teilweise unnötig verbraucht wird, hauptsächlich durch das zu häufige und teilweise zu lange Öffnen des Backofens während der Backzeit. Dieses Verhalten ist auch durchaus gerechtfertigt, beispielsweise weil Brote nachgeschoben werden müssen. Trotzdem erörtert das Team weiter, ob diese Verhaltensweise veränderbar wäre und ein Nudge diese positiv beeinflussen könnte. Nach ersten Berechnungen stellt sich heraus, dass sich Strom sparen ließe, wenn man die Backofentür max. 10 Sekunden und möglichst selten öffnet. Um dies zu fördern, kommt das Team auf zwei Nudge-Ideen:

  • Um die Öffnungszeit zu reduzieren, soll ein Tür-Schließ-Erinnerungsalarm an die Backofentüren angebracht werden, der bereits nach 5 Sekunden einen leisen Ton abgibt, bei 10 Sekunden laut hörbar ist und danach alle 2 Sekunden piept.
  • Um die Häufigkeit des Öffnens zu reduzieren, soll ein Sticker am Türgriff darauf hinweisen, dass durch geringeres Öffnen Strom und Kosten gespart werden.

Das Team setzt die Ideen um und wird nach 3 Monaten den Erfolg der Nudging-Maßnahmen evaluieren. Zum einen werden sie analysieren, ob tatsächlich Strom gespart werden konnte und zum anderen, welche Erfahrung die Mitarbeiter*innen mit den Maßnahmen gemacht haben. Danach können die Nudges ggf. angepasst oder erweitert werden.

Werden auch Sie nachhaltiger! Wir unterstützen Sie dabei.

Anhand des Beispiels wird deutlich, dass Nachhaltigkeit ein individueller Prozess ist und es gilt, die kleinen Hebel im eigenen Unternehmen kennen- und nutzen zu lernen. Wir unterstützen Sie dabei gerne durch unsere individuell abgestimmten Beratungen und Qualifizierungen. Ein erster Schritt könnte sein, Ihnen und Ihren Kolleg*innen das Konzept des Green Nudgings näherzubringen und Sie in Ihrem Nudge-Entwicklungsprozess zu begleiten. Unser gesamtes Angebot ist dank Förderung kostenlos.

Für weitere Informationen wenden Sie sich gerne direkt an Natalie Frey (natalie.frey@f-bb.de).

Quellen:

Bremer Energie-Konsens GmbH. (2023). Nudges. Green-Nudging.de. https://green-nudging.de/nudges/ (abgerufen am: 17.02.2025)

Vetter, M., Rauber, J., Münsch, M., & Thorun, C. (o.D.). Leitfaden zur Erarbeitung von Nudges. In Green-Nudging.de. Bremer Energie-Konsens GmbH. Retrieved February 17, 2025, from https://green-nudging.de/wp-content/uploads/2020/06/Green-Nudging_Leitfaden.pdf

Nachhaltigkeit ist längst kein bloßes Schlagwort mehr. In Brandenburg gibt es immer mehr Vorreiterbetriebe, die sich nicht nur offen zur Förderung einer nachhaltigen Wirtschaft bekennen, sondern diese auch im Innen leben. Mit sechs dieser Betriebe sind wir vom Zukunftszentrum Brandenburg in Kontakt getreten, um mehr über ihre ganz individuelle Entwicklung hin zu einem nachhaltigen Betrieb zu erfahren. Aus den spannenden Gesprächen entstanden zunächst Thesen, die wir gemeinsam im Zukunftsgespräch „Nachhaltigkeit zusammen gestalten“, im Rahmen des Zukunftstags Nachhaltigkeit vergangenes Jahr, diskutierten. Im Anschluss bündelten wir die Ergebnisse in einem nun für Sie zur Verfügung stehenden Praxisreport.

Unsere Kernerkenntnis: Nachhaltigkeit ist eine Gemeinschaftsaufgabe

Sowohl in der Literatur als auch in den Gesprächen mit den Unternehmen zeigte sich, dass Nachhaltigkeit eine gemeinsame Aufgabe ist. Eine Unterstützung und Initiation durch die Geschäftsführung ist notwendig, aber die Mitwirkung der Belegschaft ist ebenso wesentlich, wenn Nachhaltigkeit nachhaltig gelebt werden will. Denn was sich ebenfalls zeigte ist, dass zur Einführung und Umsetzung von Nachhaltigkeitsmaßnahmen im Betrieb eine kontinuierliche Auseinandersetzung mit dem Thema erforderlich ist – eine Aufgabe, die es auf mehrere Schultern zu verteilen gilt. Insgesamt wurden fünf Erfolgsfaktoren für die Gestaltung von Nachhaltigkeit im Betrieb identifiziert.

Fünf Erfolgsfaktoren für eine gelingende Nachhaltigkeitstransformation

Kultur, Mitgestaltung, Sensibilisierung, Führung und Digitalisierung sind die Faktoren, die einen wesentlichen Einfluss auf den Erfolg von Nachhaltigkeitsbestrebungen im Unternehmen haben. Die Unternehmenskultur bildet dabei den Nährboden für alle weiteren Faktoren. Beispielsweise ist die Sensibilisierung für nachhaltigkeitsrelevante Themen deutlich erfolgsversprechender, wenn die Werte bereits in der Kultur verankert sind. Die Wirkungsrichtung ist jedoch wechselseitig. Eine gelungene Mitgestaltung im Bereich Nachhaltigkeit schafft eine offene und partizipative Kultur, in der Mitarbeitende gerne Verantwortung übernehmen.

Im Praxisreport werden alle Faktoren beleuchtet und erste Maßnahmen aufgezeigt, wie diese in der Praxis kultiviert werden können. Am Faktor Sensibilisierung wird beispielweise deutlich, dass ein Bewusstsein für den Wert von Nachhaltigkeit in der Belegschaft vorhanden sein muss.

Faktor: Sensibilisierung

Sensibilisierung ist die Grundlage für die Motivation von Mitarbeitenden, Nachhaltigkeit im Unternehmen mit umsetzen und vorantreiben zu wollen. Deswegen sind Sensibilisierungsmaßnahmen insbesondere zu Beginn sehr wichtig. Ein möglicher, niedrigschwelliger Ansatz ist das Angebot von unternehmensweiten Austauschformaten. Beispielsweise können in einem Lunch & Learn (gemeinsame Mittagspause mit fachlichem Beitrag und Austausch) nachhaltigkeitsrelevante Themen besprochen werden, die die Mitarbeitenden direkt betreffen, sodass ein Bezug in einer informalen Umgebung hergestellt wird. Zur Sensibilisierung und einhergehender Qualifizierung sind außerdem Lernangebote erforderlich, in denen praxisrelevantes Wissen vermittelt wird. Besonders gut funktioniert hierbei die Integration von spielerischen Elementen, wodurch „Aha-Effekte“ erzielt werden können.

Eine weitere Methode zur Sensibilisierung und Förderung nachhaltigen Verhaltens im Arbeitsalltag ist die Anwendung von Green Nudges. Damit sind kleine Stupser oder Anstöße gemeint, wodurch das Verhalten von Menschen verändert werden kann, ohne finanzielle Anreize oder Verbote zu setzen. Bestimmte Green Nudges können durch die erhöhte Transparenz für Nachhaltigkeit sensibilisieren. Beispielsweise kann ein Informationsaufkleber auf einer Maschine, die nach Benutzung ausgeschaltet werden soll, um Strom zu sparen, darauf hinweisen, diese auszuschalten und eine Information darüber geben, wie viel Strom und dadurch Kosten gespart werden.

Große Themen in kleinen Schritte angehen

Unternehmen wissen oft nicht, womit sie starten sollen, um Nachhaltigkeit in ihre Geschäftstätigkeit zu integrieren. Am Anfang ist es vor allen Dingen wichtig, offen zu sein, loszulegen und Maßnahmen einfach auszuprobieren. Die Struktur ergibt sich im Prozess.

Mehr Informationen finden Sie in unserem Praxisreport „Nachhaltigkeit zusammen gestalten“. Außerdem unterstützen wir Sie gerne durch unsere individuellen Angebote auf Ihrer Nachhaltigkeitsreise. Schreiben Sie uns an!

Quelle:

Frey, N., Gottsmann, M., Richter, S., Gramß, D. (2025). Praxisreport „Nachgefragt“ – Nachhaltigkeit zusammen gestalten“. Zukunftszentrum Brandenburg. https://www.zukunftszentrum-brandenburg.de/wp-content/uploads/2025/02/Nachgefragt_Praxisreport_Nachhaltigkeit.pdf

Das Zukunftszentrum Brandenburg unterstützt branchenübergreifend Brandenburger Betriebe bei aktuellen Herausforderungen des digitalen, demografischen oder ökologischen Wandels und begleitet bedarfsspezifisch mit kostenlosen Beratungs- und Lernangeboten. Doch wie genau sieht unsere alltägliche Arbeit aus? Wie kommen wir mit den Betrieben in Kontakt? Und wie läuft so ein Unterstützungsprozess ab? Wir waren im Gespräch mit Sebastian, Berater im Zukunftszentrum Brandenburg, und haben Antworten auf diese Fragen erhalten. Viel Freude beim Lesen!

Hallo Sebastian, du bist Berater bei uns im Zukunftszentrum Brandenburg. Bevor du uns einen Einblick in den Beratungsalltag bei uns am Zukunftszentrum gibst, möchten wir gerne mehr über dich erfahren. Stell dich doch gerne erst einmal kurz vor.

Sebastian: Mein Name ist Sebastian und ich habe Politikwissenschaften studiert. Mein Bachelor Studium habe ich in Rostock und meinen Masterabschluss ich in Bonn absolviert. Bereits während des Studiums habe ich mich mit den Themen der Digitalisierung auseinandergesetzt und angefangen, bei einem Start-Up zu arbeiten, welches Projekttage an Schulen zu diesem Thema durchführt.

Sebastian Richter

Als gebürtiger Brandenburger bin ich froh, nun mit dem Projekt Zukunftszentrum wieder in meiner alten Heimat unterwegs zu sein und meine Familie und Freunde in der Nähe zu haben. An den Wochenenden findet man mich aber auf den Bolzplätzen in der Hauptstadt im Wettstreit um die Freizeitliga-Krone.

Danke Sebastian. Erzähle uns doch gerne, seit wann du im Zukunftszentrum tätig bist und was deine Aufgaben als Berater ausmachen.

Sebastian: Ich bin seit mittlerweile 3 Jahren beim Zukunftszentrum Brandenburg und hauptsächlich in die Beratung und Qualifizierung von Unternehmen und ihren Beschäftigten eingebunden. Hier setze ich mich viel mit den Themen der Teamentwicklung, Vielfalt und Zusammenarbeit in der digitalen sowie analogen Arbeitswelt auseinander. Vor allem die Themen rund um die verschiedenen Generationen im Betrieb werden in letzter Zeit oft von Betrieben nachgefragt, weshalb ich aktuell insbesondere zu den verschiedenen Aspekten der Generationsvielfalt im Betrieb unterwegs bin, Vorträge halte und Unternehmen dazu berate bzw. qualifiziere.

Für die Betriebe, die uns bisher noch nicht kennen: Wie können wir als Zukunftszentrum Brandenburg Unternehmen bei ihren Herausforderungen und Veränderungsvorhaben unterstützen?

Sebastian: Wie bereits erwähnt haben wir im Zukunftszentrum Brandenburg eine sehr breite Themenpalette, um die Betriebe bei den Veränderungen in der Arbeitswelt zu unterstützen. Außerdem kommen wir nicht mit festgelegten Lösungen in die Unternehmen, sondern schauen genau auf die Bedarfe, um daraufhin passgenaue Lösungen zu entwickeln. Das bedeutet, dass wir einerseits im Zuge einer Beratung einen Betrieb langfristig begleiten können, um sie bei den gewünschten Veränderungsprozessen zu unterstützen oder auf der anderen Seite in Form von kürzeren Workshop-Einheiten gezielte Qualifizierungen mit den Beschäftigten im Unternehmen durchführen können. Natürlich darf ich an dieser Stelle nicht vergessen, dass alle unsere Angebote dank Förderung* kostenfrei für die Unternehmen sind. #Werbung 😉

Und wie läuft üblicherweise eine Zusammenarbeit zwischen den Betrieben und uns als Zukunftszentrum Brandenburg aus?

Sebastian: Das ist nicht ganz so einfach zu beantworten, da die Zusammenarbeit meist bei jedem Betrieb ein wenig anders abläuft. Da wir uns immer nach den Bedarfen und Ressourcen der Betriebe richten, kann es vorkommen, dass wir uns in einen intensiven und umfangreichen Austausch mit dem Unternehmen begeben oder als Sparringspartner immer mal wieder über einen längeren Zeitraum mit dem Unternehmen zusammenarbeiten. Meist setzen wir uns zu Beginn mit dem Betrieb zusammen und erstellen gemeinsam einen Fahrplan, um gewünschte Ziele, eine Themen-Priorisierung und einen konkreten Zeitplan abzustimmen. Dadurch gestaltet sich die Zusammenarbeit immer anders und sorgt dafür, dass jeder Fall besonders ist.

Danke dir, dass du uns gezeigt hast, wie wir als Zukunftszentrum Brandenburger Betriebe unterstützen können. Zu guter Letzt interessiert uns noch Folgendes: Was begeistert dich an deiner Arbeit im Zukunftszentrum am meisten? Was bringt dir als Berater die größte Freude?

Sebastian: Die große Themenvielfalt beim Zukunftszentrum sorgt dafür, dass die Arbeit mit den Betrieben immer unterschiedlich und abwechslungsreich abläuft. Durch das Projekt erhalten wir einen tiefen Einblick in die Bedarfe der Betriebe, was uns gestattet, im engen Austausch mit ihnen Lösungen zu entwickeln. Unsere Arbeit findet damit nicht nur am Schreibtisch statt, sondern vor allem in der persönlichen Zusammenarbeit mit den Menschen in den Unternehmen.

Das klingt nach einer tollen und inspirierenden Arbeit. Dann zu guter Letzt folgende Frage an dich Sebastian: Was magst du an Weihnachten am meisten?

Sebastian: Die Zeit zwischen den Feiertagen, wo man sehr gut entspannen kann und die Möglichkeiten hat, viel Zeit mit Freunden und Familie zu verbringen.

Vielen Dank Sebastian, dass du dir die Zeit genommen und uns einen kleinen Einblick in deine Arbeit als Berater im Zukunftszentrum Brandenburg gegeben hast! 🙂

* Das Projekt „Zukunftszentrum Brandenburg“ wird im Rahmen des Programms „Zukunftszentren“ durch das Bundesministerium für Arbeit und Soziales und die Europäische Union über den Europäischen Sozialfonds Plus (ESF Plus) gefördert sowie vom Ministerium für Wirtschaft, Arbeit und Energie des Landes Brandenburg aus Mitteln des Landes Brandenburg kofinanziert.

In den letzten Jahren sind Nachhaltigkeit und Digitalisierung zu entscheidenden Themen geworden, die die gesellschaftliche und wirtschaftliche Entwicklung prägen. Diese beiden Megatrends sind nicht nur unvermeidlich, sondern auch miteinander verknüpft. Die sogenannte “Doppelte Transformation”, oder auch „Zwillingstransformation“, beschreibt den gleichzeitigen Übergang zu einer nachhaltigeren und digitaleren Wirtschaft. Doch was bedeutet das konkret und wie können Unternehmen die Synergien aus der Kombination der Themen nutzen?

Nachhaltigkeit: Mehr als Umweltschutz

Nachhaltigkeit hat in den letzten Jahren enorm an Bedeutung gewonnen. Die Klimakrise, soziale Ungleichheit und Ressourcenknappheit sind globale Herausforderungen, die auch Unternehmen mittlerweile dazu zwingen, ihre Geschäftsmodelle zu überdenken und nachhaltige Ansätze zu entwickeln. Dabei geht es nicht nur um ökologische Aspekte wie die Reduktion von CO2-Emissionen oder den sparsamen Umgang mit Ressourcen, sondern auch um eine soziale Verantwortung, die Sicherstellung fairer Arbeitsbedingungen, die Förderung einer inklusiven Unternehmenskultur und auch um nachhaltiges, ökonomisches Denken und Handeln.

Digitalisierung: Ein Mittel zur Effizienzsteigerung

Parallel zur Nachhaltigkeit schreitet die Digitalisierung voran. Sie verändert unsere Arbeitsweise, unsere Kommunikation und sogar unsere Lebensweise. Eine erfolgreiche Digitalisierung kann komplexe Problemlösungen, aber auch die tägliche Arbeit vereinfachen, unterstützen und effizienter machen. Ein Beispiel, wie Dienstleistungsbetriebe von der Digitalisierung profitieren können, ist der Einsatz von digitalen Terminbuchungssystemen. Für Betriebe wie Friseursalons, Arztpraxen oder kleine Beratungsfirmen ermöglichen diese Systeme, dass Kund*innen Termine bequem online buchen, verschieben oder stornieren können. Dies reduziert den Verwaltungsaufwand, wodurch Mitarbeiter*innen entlastet und Wartezeiten für Kund*innen minimiert werden. Gleichzeitig bieten diese Systeme oft Kalenderfunktionen, die Doppelbuchungen verhindern und automatisierte Erinnerungen senden, sodass weniger Termine verpasst werden. Nun ist die Frage: Können digitale Tools Unternehmen auch dabei unterstützen, nachhaltiger zu werden?

Die Synergie von Nachhaltigkeit und Digitalisierung

Das Zusammendenken von Digitalisierung und Nachhaltigkeit wird im Rahmen des europäischen Green New Deals seit einigen Jahren vermehrt diskutiert. Es wird davon ausgegangen, dass Synergieeffekte erzielt und damit beide Themen gemeinsam erfolgreicher vorangetrieben werden können (Hofmann et al., 2023).

Eine kürzlich erschienene Studie zeigt, dass Vorreiterbetriebe in Deutschland den Einsatz von digitalen Technologien als zentrales Werkzeug zur Umsetzung von Nachhaltigkeitsmaßnahmen betrachten. So können beispielsweise intelligente Prozesse die Umweltauswirkungen einer Lieferkette nachverfolgen oder auch intern Hinweise geben, wo Mitarbeiter*innen oder Umwelt zu stark belastet werden. Zudem können auf unterschiedliche Weisen Einsparungen erzielt werden, wie zum Beispiel durch den Verzicht von Dienstreisen oder Fahrtwegen, durch den Einsatz von Videokonferenzen oder einer digital gesteuerten Haustechnik (Daheim et al., 2023). Abbildung 1 zeigt die größten Potentiale, die Betriebe laut des aktuellen nachhaltig.digital Monitors sehen.

Aber: Digitalisierung ist nicht per se nachhaltig

Digitalisierung allein führt jedoch nicht zwingend zu mehr Nachhaltigkeit. Digitale Technologien tragen schon aufgrund des Ressourceneinsatzes bei ihrer Herstellung, der Verwendung und der Entsorgung zu negativen Umweltauswirkungen bei. Außerdem können sich auch indirekte Effekte durch die Anwendung der Technologien einstellen. Konsum- oder Produktionsgewohnheiten können sich verändern, welche sich auch auf andere Bereiche positiv oder negativ auswirken (Bieser et al., 2020). Beispielsweise fördert die Umstellung auf ein papierloses Büro das Verhalten, weniger zu drucken (positiver indirekter Effekt). Gleichzeitig kann es aber dazu führen, dass mehr Dokumente digital erstellt und gespeichert werden, was zusätzliche Serverleistung beansprucht (negativer indirekter Effekt). Daher sollte der Einsatz von Digitalisierung zur Förderung von Nachhaltigkeit von Beginn an kritisch mitgedacht und ganzheitlich angegangen werden.

Unser Fazit

Die doppelte Transformation ist ein komplexer, aber notwendiger Prozess. Wer Digitalisierung und Nachhaltigkeit erfolgreich kombiniert, hat nicht nur die Chance, seine Effizienz und Wettbewerbsfähigkeit zu steigern, sondern kann auch als Vorreiter für eine nachhaltigere Wirtschaftsweise dienen.

Quellen:

Bieser, J., Hintemann, R., Beucker, S., Schramm, S., & Hilty, L. (2020). Klimaschutz durch digitale Technologien – Chancen und Risiken. Bitkom e. V. https://www.bitkom.org/sites/main/files/2020-05/2020-05_bitkom_klimastudie_digitalisierung.pdf

Daheim, C., Jöster-Morisse, C., Rampacher, J., Wintermann, O., & Wintermann, B. (2023). Unternehmen und Nachhaltigkeit: Zur Rolle von Digitalisierung und Unternehmenskultur – Einblicke in Praxis und Perspektiven von Unternehmen des Mittelstands in Deutschland. Bertelsmann Stiftung. https://www.bertelsmann-stiftung.de/de/publikationen/publikation/did/unternehmen-und-nachhaltigkeit-zur-rolle-von-digitalisierung-und-unternehmenskultur-einblicke-in-praxis-und-perspektiven-von-unternehmen-des-mittelstands-in-deutschland

Hofmann, J., Ricci, C., Kleinewefers, C., & Laurenzano, A. (2023). Doppelte Transformation: Metastudie – Synopse des aktuellen Forschungsstandes. Bertelsmann Stiftung. https://www.bertelsmann-stiftung.de/de/publikationen/publikation/did/doppelte-transformation

Quaing, J. (2023). DBU nachhaltig.digital Monitor 2022 – Twin Transition im Blick. Deutsche Bundesstiftung Umwelt. https://www.dbu.de/app/uploads/webdbunachhaltig-digital-2022-2.pdf