Widerstand im Team? Ein Geschenk in Verkleidung
Wenn Menschen in Organisationen „Nein“ sagen, lohnt es sich, genauer hinzuhören. Denn oft steckt hinter Widerstand nicht Ablehnung – sondern ein wertvoller Impuls.

Widerstand – der unterschätzte Verbündete
Widerstand im Team wird häufig als Störung empfunden: Er verzögert Prozesse, bringt Unruhe und stellt Autoritäten infrage. Doch was, wenn genau darin eine Chance liegt? Was, wenn Widerstand ein Zeichen von Engagement ist – ein Versuch, sich selbst und das Team vor Überforderung, Unsicherheit oder Unklarheit zu schützen?
Es lohnt sich in jedem Fall, Widerstand neu zu betrachten: nicht als Hindernis, sondern als Hinweis. Als Einladung zur Reflexion. Und als Möglichkeit, gemeinsam zu wachsen.
Was ist Widerstand – und warum ist er sinnvoll?
Widerstand ist mehr als bloße Verweigerung. Er ist eine Schutzreaktion, die oft unbewusst abläuft. Menschen zeigen Widerstand, wenn sie ihre Integrität bedroht sehen – sei es durch unklare Erwartungen, fehlende Mitsprache oder überfordernde Veränderungen.
Die Humanistische Psychologie sieht darin etwas Wertvolles: Widerstand hat Sinn. Er zeigt, dass jemand innerlich beteiligt ist – und dass es etwas gibt, das gehört, gesehen oder geklärt werden möchte.
Widerstandsformen erkennen
Widerstand zeigt sich nicht immer laut und deutlich. Manchmal ist er subtil – ein Schweigen, ein Ausweichen, ein „vergessenes“ To-do. Claus Nowak unterscheidet in seiner Matrix zu den Widerstandsformen vier Grundformen:
Widerstandsformen
- Streiten (verbal, aktiv): Debattieren, Nörgeln, Infragestellen
- Agitieren (nonverbal, aktiv): Sabotieren, Intrigieren, Streiken
- Ausweichen (verbal, passiv): Bagatellisieren, Rationalisieren
- Sich entziehen (nonverbal, passiv): Schweigen, Wegbleiben
Warum ist das wichtig?
Wer diese Muster erkennt, kann gezielter reagieren – und den Widerstand als Ausdruck eines Bedürfnisses verstehen.
Vier Strategien im Umgang mit Widerstand
Nicht jeder Widerstand braucht dieselbe Reaktion. Claus Nowak schlägt vier Strategien vor – je nachdem, wie stark die Wirkung ist und wie nachvollziehbar das Anliegen erscheint:
Interventionsstrategien
- Konfrontieren/Isolieren: bei starker negativer Wirkung und geringer Akzeptanz
- Integrieren: bei nachvollziehbaren Anliegen mit Gruppenrelevanz
- Tolerieren: bei verständlichem Einzelwiderstand ohne große Wirkung
- Ignorieren: bei geringer Wirkung und geringer Relevanz
Warum ist das wichtig?
Diese Matrix hilft Führungskräften, situativ angemessen zu handeln – statt reflexhaft zu reagieren. Dabei können folgende Fragen für Führung und Team hilfreich sein:
- Wovor möchte sich mein Gegenüber möglicherweise schützen?
- Welche positive Absicht könnte hinter dem Widerstand stecken?
- Was braucht die Person, um sich konstruktiv einlassen zu können?
Fazit: Entwicklungschance nutzen
Widerstand ist unbequem – aber auch ehrlich. Er zeigt, wo etwas nicht stimmt. Wo Menschen sich nicht sicher fühlen. Oder wo sie sich mehr Beteiligung wünschen. Wer lernt, ihn nicht zu bekämpfen, sondern zu verstehen, wird nicht nur Konflikte lösen – sondern Vertrauen aufbauen.
Wie gehen Sie mit Widerständen im Team um? Stoßen Sie manchmal selbst an Ihre Grenzen und benötigen Unterstützung? Sprechen Sie uns gern an und wir suchen gemeinsam eine Lösung.
Weiterführende Literatur:
Nowak, Claus (2021): Konfliktlandschaften: Konflikte in Organisationen erkennen, analysieren und lösen.