Lernen in KMU: Individuelles Wissen im Unternehmen fördern

Das Wichtigste in Kürze
Stillstand ist Rückschritt – besonders für kleine und mittlere Unternehmen. Wer zukunftsfähig bleiben will, braucht mehr als Weiterbildungen „von der Stange“. Entscheidend ist eine Lernkultur, in der
- Mitarbeitende selbstbestimmt lernen,
- Organisationen Wissen teilen und aus Fehlern wachsen, und
- Führungskräfte nicht kontrollieren, sondern empowern.
So werden Unternehmen widerstandsfähiger, innovativer – und gestalten den Wandel aktiv mit.
Die Geschwindigkeit des Wandels hat sich dramatisch erhöht. Was gestern noch funktioniert hat, kann morgen bereits überholt sein. Für kleine und mittlere Unternehmen (KMU) bedeutet das: Stillstand ist Rückschritt. Doch wie gelingt es, nicht nur einzelne Mitarbeitende weiterzubilden, sondern die gesamte Organisation lernfähig zu machen?
Die Antwort liegt nicht in teuren Weiterbildungsprogrammen oder starren Curricula, sondern in einem grundlegenden Wandel der Lernkultur. Entscheidend ist, individuelles Lernen zu fördern, um individuelles Wissen aufzubauen, organisationales Lernen zu ermöglichen und Führungskräfte zu Lernbegleitern zu entwickeln.
Individuelles Lernen: Selbstgesteuert statt fremdbestimmt
Selbststeuerung als Chance
Bevor Unternehmen Geld für aufwendige, unspezifische Kurse ausgeben, lohnt eine grundlegende Reflexion: Woher kommt der Impuls zu lernen? Hilft das Thema bei konkreten Problemen? Ist es wirklich relevant?
Heute ist es einfacher denn je, selbstgesteuert zu lernen. Das Internet bietet unzählige hochwertige Ressourcen, soziale Netzwerke ermöglichen direkten Austausch mit Experten und Gleichgesinnten. So können sich Beschäftigte ohne starre Curricula Wissen aneignen und Lernprozesse individuell anpassen – ein Vorteil gerade bei dynamischen Themen.
Gleichzeitig fehlt bei selbstgesteuertem Lernen oft der vertraute organisierte Rahmen von Schule oder Studium. Der Weg wirkt unsicher, weil Inhalte, Methoden und Abschlüsse nicht vorgegeben sind. Autodidaktisches Lernen bedeutet, sich auf eine Reise mit offenem Ausgang einzulassen.
Lernen leichter machen: Sinn, Ziel, Selbstbestimmung.
Wenn Lernen schwerfällt, liegt das häufig an drei Faktoren:
- Fehlender Sinn: Der Lerninhalt wirkt bedeutungslos.
- Fehlender Zielbezug: Kein Bezug zu den eigenen Zielen.
- Fremdsteuerung: Lernen geschieht auf äußeren Druck hin.
Die Lösung: Inhalte, die diese Kriterien nicht erfüllen, bewusst auslassen und stattdessen Themen verfolgen, die wirklich interessieren und an die individuellen Bedürfnisse angepasst sind.
Den Widerstand gegen Neues überwinden
Veränderung passiert nicht einfach so und ist auch nicht immer leicht. Neues zu lernen, kostet Energie und ist mit Unsicherheit verbunden. Wie Parrish und Beaubien (2019, eigene Übersetzung) schreiben: „Unsere natürliche Neigung, das Neue abzulehnen, ist zum Teil ein normaler Widerstand gegenüber dem Aufwand, der für Veränderungen notwendig ist.“
Besonders bei hoher Arbeitslast nehmen wir Veränderungen als lästig oder gar bedrohlich wahr. Der Schlüssel liegt darin, bewusst innezuhalten: bei Widerstand einen Schritt zurücktreten, durchatmen und reflektieren. Daniel Kahneman empfiehlt, in die Beobachterperspektive zu wechseln, um langsames Denken (System 2) statt automatischem Denken (System 1) zu aktivieren (Kahneman, 2011).
Erste Schritte für Ihr Unternehmen:
- Ermutigen Sie Mitarbeitende, bei Widerstand nachzufragen: „Ist das Thema relevant für mich/uns?“
- Schaffen Sie feste Lernzeiten – auch 30 Minuten pro Woche können reichen.
- Führen Sie eine „Lern-Ampel“ ein: Grün = selbstgewählt und sinnvoll, Rot = fremdbestimmt ohne Bezug.

Quellen:
Parrish, S., & Beaubien, R. (2019). The Great Mental Models Volume 2. Latticework Publishing.
Kahneman, D. (2011). Thinking, Fast and Slow. Farrar, Straus and Giroux.